Ein Rebell verändert die Welt
„Hier sind die Verrückten. Die Außenseiter. Die Rebellen. Die Unruhestifter. Diejenigen, die die Dinge anders sehen.“
– Apple „Think different“ Kampagne.
Steve Jobs stand 1997 auf der Bühne der MacWorld Expo, mit schwarzem Rollkragenpullover und einer Vision, die die Technologiewelt für immer verändern würde. Aber er glaubte nicht an Regeln, sondern daran, dass man das Bestehende radikal hinterfragen muss, um wirklich Innovation zu schaffen.
Die ikonische „Think different“-Kampagne sprach genau diesen Archetypen an:
„Denke das Andere“. Nicht das, was alle denken.
Menschen die Regeln brechen und die Welt auf ihre Weise gestalten wollen. Der Erfolg war phänomenal – Apples Markenwert stieg bis zum Ende 1998 um 174 Prozent.
Doch nicht nur Apple setzt auf diesen Archetypen nach Jung – viele erfolgreiche Marken und Persönlichkeiten nutzen die Kraft des Rebellen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Kunden emotional zu binden.
Deutsche Rebellen im Marketing
Auch in Deutschland gibt es beeindruckende Beispiele für rebellisches Marketing:
Saturn revolutionierte mit der „Geiz ist geil“-Kampagne den Elektronikmarkt. Die Werbung brach mit traditionellen Wertevorstellungen und sprach junge, preisbewusste Käufer direkt an – provokant, frech und rebellisch gegen überhöhte Preise.
Das Ergebnis: Ein Umsatzplus von 18% im ersten Jahr der Kampagne und ein Slogan, der bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert ist.
Hornbach hat die langweilige Baumarktbranche komplett umgekrempelt. Mit ihrer „Es gibt immer was zu tun“-Kampagne und später mit noch provokativeren Werbespots setzte die Kette auf Kampagnen, die mit typischen Handwerker-Klischees brechen und einen Mix aus Humor und Rebellion bieten.
Diese Marketingstrategie führte zu einer Steigerung der Markenbekanntheit um 34% und einer deutlich jüngeren Zielgruppe.
Diese Marken zeigen perfekt, wie der Rebellen-Archetyp funktioniert. Aber was genau macht den Rebellen aus? Wie kannst du diesen Archetypen nach Jung in deinem Marketing oder Storytelling nutzen? Das erfährst du in diesem Artikel.
Der Archetyp des Rebellen: Was ihn auszeichnet
Der Rebell kämpft gegen das System, hinterfragt Normen und geht neue Wege. Menschen mit diesem Archetypen nach Jung sind oft innovativ, provokant und wollen Veränderung.
Daher ist ihr Motto: „Regeln sind da, um gebrochen zu werden.“
Was den Rebellen ausmacht:
- Er hinterfragt Autoritäten und bestehende Strukturen
- Er will Veränderung und Fortschritt vorantreiben
- Er provoziert mit klaren Standpunkten und scheut keine Konfrontation
- Er zeigt eine starke, unverwechselbare Haltung zu relevanten Themen
- Er steht für Freiheit und Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen
- Er wagt es, anders zu sein, auch wenn es unbequem ist
Bekannte Marken mit Rebellen-DNA:
Marke | Rebellische Strategie | Ergebnis |
Apple | „Think different“ – gegen das Establishment der Computerindustrie | Transformation von einem fast bankrotten Unternehmen zu einem der wertvollsten der Welt |
Harley-Davidson | Verkauft nicht nur Motorräder, sondern ein Lebensgefühl von Freiheit und Rebellion | Loyalste Kundenbasis der Welt mit über 1 Million aktiven H.O.G. Mitgliedern |
Red Bull | Herausfordernd, abenteuerlich, überschreitet Grenzen | Vom Energy-Drink zum globalen Medien- und Sportimperium |
Saturn | „Geiz ist geil“ – eine mutige Kampagne, die Konventionen bricht | Marktführerschaft im Elektronikeinzelhandel |
Hornbach | Unangepasste, kreative Werbung für alle, die ihr eigenes Ding machen | Differenzierung in einem homogenen Markt |
Tesla | Revolutionierung der Automobilindustrie gegen massiven Widerstand | Höchste Marktkapitalisierung aller Automobilhersteller |
Warum funktioniert der Rebell im Storytelling?
Rebellen-Geschichten fesseln uns, weil sie von einem Kampf gegen eine übermächtige Instanz erzählen – sei es ein großes Unternehmen, ein System oder gesellschaftliche Konventionen. Sie schaffen eine emotionale Verbindung, weil viele Menschen insgeheim selbst mutiger sein und Regeln hinterfragen wollen.
Psychologische Gründe für die Anziehungskraft des Rebellen:
- Identifikation mit dem Underdog: Menschen lieben es, wenn sich der vermeintlich Schwächere gegen übermächtige Gegner durchsetzt.
- Wunsch nach Authentizität: In einer Welt voller gefilterter Perfektion sehnen wir uns nach echten, ungeschönten Standpunkten.
- Stellvertretende Rebellion: Viele leben selbst angepasst, genießen aber die stellvertretende Rebellion durch Marken und Persönlichkeiten.
- Wunsch nach Veränderung: Der Rebell verkörpert die Hoffnung auf bessere Alternativen zum Status quo.
Warum zieht uns der Rebell-Archetyp an?
- Er inspiriert uns, selbst mutig zu sein und Veränderung zu wagen
- Er bringt Spannung und Begeisterung in eine oft konforme Welt
- Er bleibt im Gedächtnis, weil er gegen den Strom schwimmt und auffällt
- Er schafft Gemeinschaft unter Gleichgesinnten, die sich verstanden fühlen
So nutzt du den Rebellen-Archetyp nach Jung für dein Business – Schritt für Schritt
Wenn du deine Marke oder deine Inhalte mit dem Rebellen-Archetyp nach Jung aufladen möchtest, folge diesem 4-Schritte-Plan:
1. Definiere deinen Gegner: Wogegen rebellierst du?
Jede Rebellengeschichte braucht einen klaren Gegner. Welche Normen oder veralteten Denkmuster stellst du infrage?
Beispiele:
- Ein nachhaltiges Modelabel, das gegen Fast Fashion und umweltschädliche Produktionsmethoden kämpft
- Ein Startup, das mit flexiblen, ergebnisorientierten Arbeitsmodellen die klassische 40-Stunden-Woche infrage stellt
- Ein Fitness-Coach, der gegen toxische Diätkultur und unrealistische Körperbilder rebelliert
- Ein Tech-Unternehmen, das sich gegen Datenmissbrauch und Überwachung positioniert
Deine Übung: Erstelle eine Liste mit drei „Gegnern“ deiner Marke – Zustände, Systeme oder Denkmuster, die du verändern möchtest. Wähle den stärksten und relevantesten aus.
2. Entwickle eine authentische Rebellenstimme: Sprich Klartext
Rebellen sagen, was sie denken. Sie provozieren, ecken an und sind nicht für jedermann gemacht. Deine Botschaften sollten direkt sein, ohne dabei deine Authentizität zu verlieren.
So findest du deine Rebellenstimme:
- Sei mutig: Trau dich, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen
- Bleib authentisch: Rebelliere nur gegen das, was dir wirklich wichtig ist
- Nutze starke Sprache: Verwende verdammt nochmal kraftvolle, emotionale Worte und kurze, prägnante Sätze
- Polarisiere bewusst: Nicht jeder muss dich mögen – fokussiere dich auf deine Zielgruppe
Beispiel: Die Kosmetikmarke Lush positioniert sich klar gegen Tierversuche und konventionelle Schönheitsideale mit Slogans wie „Fighting Animal Testing“ und provokanten Kampagnen, die bewusst polarisieren.
3. Revolutioniere dein Marketing: Setze auf unkonventionelle Strategien
Rebellen brechen Regeln – auch im Marketing. Nutze untypische Kampagnen, auffällige Bilder oder ungewöhnliche Werbeformen.
Rebellische Marketingideen:
- Guerilla-Marketing: Überrasche Menschen an unerwarteten Orten
- Gegen-den-Strom-Kampagnen: Tue das Gegenteil von dem, was deine Branche normalerweise tut
- Transparente Kommunikation: Zeige auch Fehler und Probleme offen
- Provokante Visuals: Nutze Bilder, die Aufmerksamkeit erregen und zum Nachdenken anregen
Beispiel: Der Spot von Hornbach, in dem ein Mann voller Hingabe einen Holzbalken küsst, zeigt genau das: Humorvoll, anders, provokant – und dabei absolut passend zur Zielgruppe. Die Kampagne erreichte eine organische Reichweite von über 2 Millionen Views auf YouTube.
4. Schaffe Bewegung statt nur Kunden: Baue eine Community auf
Menschen folgen Rebellen nicht nur, sie schließen sich ihnen an. Nutze Social Media, Events oder Foren, um eine starke Community zu schaffen.
So baust du eine Rebellen-Community auf:
- Biete eine Plattform: Schaffe Räume, wo sich Gleichgesinnte austauschen können
- Rufe zum Handeln auf: Fordere konkrete Aktionen, die deine Werte unterstützen
- Teile Erfolgsgeschichten: Zeige, wie deine Bewegung bereits Veränderung bewirkt
- Beteilige deine Community: Lass sie Teil der Entscheidungsprozesse werden
Beispiel: Patagonia hat mit seiner „Worn Wear“-Initiative nicht nur ein Reparaturprogramm geschaffen, sondern eine ganze Bewegung gegen Wegwerfkultur und Überkonsum – mit Events, Workshops und einer engagierten Community.
Die anderen Archetypen nach Jung im Storytelling
Neben dem Rebellen gibt es elf weitere Archetypen nach Jung, die jeweils ihre eigene Anziehungskraft haben:
Archetyp | Kernmotiv | Beispielmarken |
Der Held | Mut, Überwindung von Hindernissen | Nike, FedEx |
Der Magier | Transformation, Vision | Disney, Dyson |
Der Weise | Wissen, Expertise | Google, National Geographic |
Der Schöpfer | Kreativität, Innovation | Lego, Adobe |
Der Unschuldige | Reinheit, Optimismus | Coca-Cola, Dove |
Der Entdecker | Freiheit, Abenteuer | Jeep, The North Face |
Der Herrscher | Kontrolle, Stabilität | Mercedes-Benz, American Express |
Der Liebhaber | Verbindung, Intimität | Victoria’s Secret, Häagen-Dazs |
Der Spaßmacher | Humor, Lebensfreude | Fanta, M&Ms |
Der Fürsorger | Schutz, Unterstützung | Pampers, Volvo |
Der Jedermann | Zugehörigkeit, Bodenständigkeit | IKEA, Volkswagen |
Während der Rebell polarisiert und für Veränderung kämpft, stehen andere Archetypen für Weisheit, Führung oder Fürsorge. In unseren weiteren Artikeln gehen wir auf die anderen Archetypen ein und zeigen, wie du sie in dein Business integrieren kannst.
Fazit: Der Rebell als Storytelling-Geheimwaffe
Der Rebell-Archetyp nach Jung ist perfekt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, Strukturen infrage zu stellen und eine treue Community aufzubauen. Egal, ob du eine Marke, ein Produkt oder dich selbst positionierst – wenn du den Mut hast, gegen den Strom zu schwimmen, wirst du polarisieren, aber auch begeistern.
Überlege dir: Wo kannst du in deinem Business oder in deiner Kommunikation den Rebellen-Archetyp einsetzen? Vielleicht ist genau das der Schlüssel, um deine Marke einzigartig zu machen und dich von der Masse abzuheben.
Häufig gestellte Fragen im Workshop zum Rebellen-Archetyp
Passt der Rebellen-Archetyp nach Jung zu jeder Marke?
Nicht jede Marke sollte den Rebellen-Archetyp vollständig übernehmen. Überlege, ob deine Zielgruppe wirklich rebellische Werte schätzt. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, nur Elemente des Rebellen in deine Kommunikation zu integrieren.
Wie kann ich rebellisch sein, ohne Kunden zu verlieren?
Achte darauf, gegen Probleme oder Systeme zu rebellieren, nicht gegen Menschen. Kommuniziere klar, wofür (nicht nur wogegen) du stehst und bleibe bei deinen Kernwerten authentisch.
Kann der Rebell-Archetyp nach Jung mit anderen Archetypen kombiniert werden?
Absolut! Die stärksten Marken kombinieren oft mehrere Archetypen. Ein Rebell kann auch Elemente des Schöpfers oder Entdeckers haben.
Wie finde ich heraus, ob meine Marke rebellisches Potenzial hat?
Analysiere, was dich ursprünglich motiviert hat, dein Business zu gründen. War es Unzufriedenheit mit dem Status quo? Der Wunsch, etwas besser zu machen? Das sind bereits rebellische Ansätze.